Unter den vielen attraktiven Dienstleistungen von ARGUS DATA INSIGHTS ist auch der Express-Service. Express-Service bedeutet, dass jene Kund*innen ihre News-Lieferung – sei es ein (redaktionell bearbeiteter) Medienspiegel oder via ARGUSavenue – besonders früh erhalten. So haben Entscheidungsträger*innen alle benötigten Infos, wenn sie mit der täglichen Arbeit beginnen. Ein Kunde beispielsweise kriegt den Report bereits um 06.30 Uhr.
Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, wie Gottfried Benn einmal gesagt hat, und unsere Aufgabe ist es, das Geschwätz auszusortieren. Wir im Express-Lektorat arbeiten hauptsächlich im Homeoffice. Dies hat sich bewährt, denn das Lektorieren verlangt höchste Konzentration, die man zu Hause eher hat als in einem Grossraumbüro. Und die Kaffeemaschine ist gleich nebenan.
03.01 Uhr
Der Wecker meldet sich unangenehm fordernd und mir huscht Oscar Wilde durch den Kopf: «Arbeit ist die Geissel der trinkenden Klasse.» Mir ist nicht ganz klar, was mir mein Hirn damit sagen will, dass ich so früh solch philosophische Gedanken habe. Ich stell meinen Wecker immer auf ungerade Uhrzeiten, um den inneren Monk zu foppen. Ich quäle mich aus dem Bett und lasse die Kaffeemaschine warmwerden. Ich fahre den Computer hoch und logg mich ein. Unterwegs zum Bad streife ich mir ein Poloshirt und einen Blazer über und richte meine Haare, damit ich bei Calls nicht verwahrlost aus der Wäsche gucke. Ich lasse mir gleich zwei Kaffees raus. Grosse Thermobecher sind ein Segen.
03.11 Uhr
Jetzt bin ich wach und zurechnungsfähig und kann lektorieren. Ich schaue in der Produktionssteuerung nach, welche Zeitungen bereits verfügbar sind.
Hier kommt Fairness gegenüber meinen Kolleg*innen ins Spiel. Es ist dezent asozial, sich jeden Tag die NZZ, den Blick und die Aargauer Zeitung zu schnappen.
Ich entscheide mich für die Le Temps. Die Zeitung hat – ebenso wie die NZZ und der Corriere del Ticino – einen Sonderstatus. Zahlreiche Themen, die keine Agenturmeldungen wünschen, machen bei diesen drei Blättern eine Ausnahme. Hie und da gesellt sich der Tagi zu diesem elitären Grüppchen.
Im Gegensatz zum Standard-Lektorat ist die Anzahl Themen – aktuell ungefähr 80 – überschaubar, so dass man sie mit der Zeit auswendig kennt und entsprechend effizient lektorieren kann. Trotzdem braucht es die Suchmaschine, gerade für Firmen- und Personennamen.
Und so arbeite ich mich Artikel für Artikel durch die Zeitung. Das Ende des Sommerlochs zeichnet sich ab. Die Zeit der ausufernden Kultur- und Sportseiten nimmt ab und die Anzahl Anzeichnungen prosperiert wieder.
03.31 Uhr
Ich schliesse Le Temps ab und frage mich: Wenn Sekundenkleber sofort überall klebt, wieso klebt er dann nicht innen an der Flasche? Ich schiebe den Gedanken zur Seite und werde das nach der Arbeit abklären. Ich bin ja nicht James Joyces, und mein stream of consciousness interessiert niemanden. Stattdessen mache ich mich an die redaktionelle Arbeit eines Reports für eine Versicherung. Im Gegensatz zu den anderen Themen funktioniert hier das Lektorieren anders, und zwar themenorientiert. Das heisst, man nimmt nicht eine Zeitung und schaut nach, wo es passende Artikel hat. Beim themenorientierten Lektorieren schlägt die Suchmaschine Seiten vor, die definierte Stichworte enthalten. Gerade bei komplexen Themen ist diese Vorgehensweise praktisch, da das Thema nur Lektor*innen finden, die damit gut vertraut sind.
03.42 Uhr
Ich bin überwältigt, wie gross das Medienecho über einen Umweltskandal ist, bei dem die Versicherung zahlen muss.
04.32 Uhr
Mittlerweile habe ich weitere Zeitungen lektoriert und bin nun an Kaffee drei und vier. Lektorieren wird oftmals unterschätzt, gerade von Kolleg*innen, die neu bei uns anfangen. Sie sind jeweils ungläubig schockiert, wenn man ihnen sagt, dass sie in einem halben Jahr allmählich produktiv arbeiten werden. «Jaja, genau, so schwierig kann das nicht sein.» Kann es doch und auch nach Jahren der Medienbeobachtung lernt man dazu. Klassische Lektoratsfallen sind Börsenmeldungen und Ausschlüsse wie «ohne Nachfolgediskussionen».
Zu einem Suchbegriff gibt es diverse Zusatzinfos. Reicht eine Randerwähnung? Agenturmeldungen ja oder nein? Mit oder ohne Faits-divers? Was ist mit identischen Artikeln, die in zig Zeitungen vorkommen?
Als Lektor*in merkt man bald, dass die Medienvielfalt in der Schweiz eine relative ist… und man freut sich über den Blick, der beinahe anarchistisch nur wenige Agenturmeldungen abdruckt und auch sonst selbst recherchiert.
05.06 Uhr
Die zuvor angezeichneten Artikel für die Versicherung sind jetzt in der ARGUSavenue. Ich mache Titelkontrolle und schaue nach, was unser Web-Crawler an News aus der ganzen Welt gefunden hat. Bei unlektoriertem Internet gibt es viel auszusieben und ich nehme nur die gehaltvollen Artikel. Ich schaue mir das Layout des Reports an und bin zufrieden. Der Versand folgt später automatisch.
06.17 Uhr
Ich mache Pause und löse zur Entspannung Kreuzworträtsel.
06.35 Uhr
Ich logge mich in die ARGUSavenue eines Telkos ein. Dieser Kunde kriegt eine sehr interessante Dienstleistung von uns. Neben der Selektion der besten Artikel wünscht er Zusammenfassungen der einzelnen Themen. Ich mache mich an die Arbeit und wimmere innerlich, weil ich so viele italienische Artikel zusammenfassen muss. Zum Glück hilft mir die KI.
07.12 Uhr
Ich lektoriere weitere Zeitungen, vor allem jene mit einer hohen Priorität, die jedoch aus technischen oder anderen Gründen verspätet eingetroffen sind. Wir arbeiten komplett papierlos, damit die Umwelt jubeln kann.
07.31 Uhr
Ich mache mich an den Medienspiegel einer weiteren Versicherung. Mir ist beim Lektorieren aufgefallen, dass heute kaum Versicherungsthemen in den Zeitungen sind und Nennungen der Kundin selbst sind mir nicht aufgefallen. Und tatsächlich: Nur gerade 19 Artikel wurden von uns gefunden. Bei der Veröffentlichung von Jahreszahlen können es durchaus 200 oder noch mehr Artikel sein.
07.45 Uhr
Die letzten Zeitungen sind lektoriert. Wir konnten alle Deadlines einhalten, mit Ausnahme des Wall Street Journals, das fast immer zu spät eintrifft. Wir haben jetzt ein Lektorats-Meeting via Teams. Heute gibt es kaum etwas zu besprechen, aber es ist schön, mal wieder die Kolleg*innen zu sehen, wenn auch durch eine Firewall.
08.16 Uhr
Der Report für die Versicherung ist versendet und ich warte das Feedback ab. Bis dahin helfe ich im Standard-Lektorat aus und lästere mit meiner liebsten Arbeitskollegin per Mail.
08.23 Uhr
Die Versicherung wünscht eine kleine Korrektur, die ich umgehend erledige und vier Minuten später verlässt der definitive Versand unsere ARGUSavenue.
08.53 Uhr
Der Telko mit dem interessanten Report will jetzt – 7 Minuten vor Versand – einen Fernsehbeitrag von einer Sendung, die wir für ihn eigentlich nicht beobachten. Ich suche den Fernsehbeitrag, finde ihn und erstelle ein Clipping. Jetzt muss ich Geduld haben, bis das Clipping berechnet ist. Hier kann man «nid jufle», denn die Software rechnet etwa so lange, wie der angezeichnete Beitrag dauert.
09.11 Uhr
Der Versand hat geklappt und ich fülle meinen Thermobecher mit Kaffee fünf und sechs. Zum Glück fällt mir beim leisen Plätschern des Kaffees ein, dass ich die Versandzeit für den Telko wieder zurücksetzen muss, damit der Report morgen pünktlich unsere ARGUSavenue verlässt.
09.15 Uhr
Ich logge mich in Teams für das Redaktions-Meeting ein. Wir besprechen die Änderungswünsche einer Kundin. Ansonsten ist nicht viel los, aber immerhin habe ich Zeit, den Kaffee zu trinken. Ich frage mich nach dem Meeting, ob ich noch zwei weitere brauche, und entscheide mich für ein «Ja». Wer kann der kann. Mit Kaffee ist es wie mit Zigaretten. Und die «Zigarette ist das vollendete Urbild des Genusses: Sie ist köstlich und lässt uns unbefriedigt.» Wie wahr, was Oscar Wilde so sagt.
09.46 Uhr
Nun ist der Report mit dem Topbanker an der Reihe. Hier muss ich nur die Titel kontrollieren und die Artikel in eine sinnvolle Reihenfolge bringen. Bei 137 Artikeln muss ich fokussiert arbeiten, denn der Versand erfolgt automatisch um 10.00 Uhr.
10.30 Uhr
Mein letzter Medienspiegel für heute ist versendet. Alles sind happy, nur ich bin müde. Die meisten von uns arbeiten Teilzeit, darunter auch ich. Ich lass die Nacht Revue passieren, bin zufrieden und mache mit gutem Gewissen Feiermorgen. Ich mag Zeitungen und halte die Pressefreiheit für eine entscheidende Errungenschaft auch unseres Landes. Und ich bin nicht so zynisch wie Oscar Wilde: «In früheren Zeiten bediente man sich der Folter. Heutzutage bedient man sich der Presse. Das ist gewiss ein Fortschritt.» Obwohl, es gibt schon Zeitungen und Zeitschriften, die eine Plage sind, wenn man sie lektorieren muss.